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Prominent versagt (III): Vincent van Gogh

Schon im 18. und 19. Jahrhundert verzweifelten Studierende an den Tücken des Studiums: Die einen waren zu genial, die anderen gelangweilt. Wir portraitieren Studienabbrecher, aus denen zum Glück doch noch etwas geworden ist.

von Gustav Beyer

Van Gogh Self-Portrait with Straw Hat 1887-Metropolitan

Vincent van Gogh, Selbstportrait
(via WikiMedia Commons)

 

Das Studium ist für ihn ein Wettlauf und ein Kampf um sein Leben, sagt Vincent van Gogh. Akademischer Wissenserwerb, die graue Theorie hinter der farbenprächtigen Realität, das ist nichts für den jungen van Gogh, der im niederländischen Brabant in einer Familie voller Theologen groß wird.

Die Schule schmeißt er – ohne Abschluss. Die Konventionen und Ansprüche seiner Lehrer überfordern ihn. Auch die Ausbildung zum Kunsthändler in Den Haag und seine Arbeit als solcher, später in London, halten ihn nicht lange. Eher zufällig stellt er eines Ostersonntags, er ist gerade zurück in England, fest: Die Worte der evangelischen Kirche packen und ergreifen ihn. Seinem Bruder berichtet er, es sei ihm ein Verlangen, ein Christen-Arbeiter zu werden, das Evangelium zu verkünden. Aber – woher das Wissen dafür nehmen?

Seine Eltern machen ihm schnell klar: Um Prediger zu werden, muss er studieren. Oh nein! Nicht schon wieder fremdgesteuert lernen, sich den Ansprüchen von Höhergestellten unterwerfen! Das Studium: ein Kampf. Was Griechisch, Hebräisch, Algebra und Geschichte mit dem Evangelium, ja, mit Nächstenliebe zu tun hätten, schimpft van Gogh in einem Brief an seinen Bruder. Ihm schreibt er dann auch: „Du weißt, wie gut es gemeint war und doch wie jämmerlich war das Ergebnis. Noch schaudert’s mich, wenn ich daran denke. Es war die schlimmste Zeit in meinem Leben.“

Er probiert es auf eigene Faust. Doch die Leute vertrauen sich ihm und seinen Predigten nicht an. Ihm fehlen die Grundlagen. Als das evangelische Konsistorium findet, er schade dem Ansehen der Kirche, ist Schluss mit Lustig.

Van Gogh fühlt sich verlassen – und wird ein begnadeter Maler. „Ich bin eine Art Gläubiger in meinem Unglauben“, soll er später gesagt haben. Mit 37 Jahren stirbt er an den Folgen einer selbstzugeführten Schussverletzung.

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